KI im Alltag einer PR-Agentur? Sapere Aude.

Wie wir ChatGPT nutzen können, ohne Publikum oder Seele zu verlieren

Nicht nur in der Public-Relations-Szene sind wir uns sicher: die Nutzung der weltweit meistgehypten künstlichen Intelligenz (KI) bietet Skalierbarkeit und Effizienz – richtig eingesetzt. Im ECCO-Netzwerk hat sich unser brillianter Partner Impact Agency aus Australien in Person von Content Director Haylee Kerans erste Gedanken gemacht.

Liest man vom Aufstieg von ChatGPT, scheint es nur zwei Arten der Reaktion zu geben. Man sieht mit Schrecken den Tod der menschlichen Kommunikation, den fünften Reiter der Apokalypse, der den Anfang vom Ende ankündigt. Oder man sieht das Potenzial für eine neue Arbeitswelt – nicht nur in den PR-Agenturen.

Falls Sie noch nichts von ChatGPT gehört haben – oder die aktuelle Aufregung bewusst gemieden haben – ChatGPT ist ein entwickelter Chatbot, der Fragen auf informierte und auch unterhaltsame Weise beantworten soll. Die Fähigkeiten der Plattform, die anhand von Eingaben aus Milliarden von Internetquellen trainiert wurde, sind in zwei Bereichen besonders beeindruckend. Erstens, dass der Chatbot die Bedeutung hinter den ihm gestellten Fragen wirklich verstehen kann und zweitens, dass seine Antworten der menschlichen Kommunikation durchaus nahekommen.

In PR-Agenturen und -Abteilungen ist eine gewisse Skepsis vorhanden. Und diese wird noch von besorgten Freunden befeuert, die nach ein paar Drinks fragen: „Du bist also bald arbeitslos, oder?“. Natürlich wissen diese Freunde nicht wirklich, was Public Relations sind, geschweige denn, was es mit dem geschriebenen Wort auf sich hat und wie es geschickt eingesetzt werden muss, um zu inspirieren und zu überzeugen. Und genau das ist der springende Punkt – die Subtilität der Sprache, ihr Funke und ihre Kraft, entziehen sich den vielen Fähigkeiten von ChatGPT. Hier ist ein Beispiel:
Katie, die stellvertretende Direktorin unseres australischen Ecco-Agenturpartners Impact, bat ChatGPT, eine Geschichte über ihren Weihnachtsurlaub mit ihrem Partner und ihrem Sohn zu schreiben. Hier ist ein Auszug:

„Am nächsten Tag packten sie ihre Koffer und machten sich auf den Weg nach Jervis Bay, wo Katies Mutter ihr Weihnachtsfest beim Segeln auf dem kristallklaren Wasser der Bucht verbrachte. Die nächsten Tage verbrachten sie damit, ihr beim Segeln zuzusehen, die atemberaubende Landschaft zu bewundern und den warmen Sonnenschein zu genießen. Sie gingen in der Bucht schwimmen und machten ein Picknick am Strand.“

Das ist eher Malen nach Zahlen; alles ist an der richtigen Stelle, aber es hat nicht viel Atmosphäre und ist keine individuelle Geschichte. Dennoch gibt es einen Platz für ChatGPT für Public Relations.

ChatGPT als Werkzeug für PR-Agenturen

Laut der McKinsey-Studie „2022 State of AI“ hat sich die durchschnittliche Anzahl der von Unternehmen eingesetzten Funktionen für künstliche Intelligenz seit 2018 verdoppelt. Die Menge an Schlagzeilen über ChatGPT wird dies exponentiell steigern. Für diejenigen, die im Bereich Public Relations arbeiten, ist diese Plattform ein unglaublich nützliches Werkzeug wenn sie in den richtigen Händen liegt. ChatGPT erfordert nicht nur, dass man weiß, welche Anfragen man stellen kann, sondern auch, dass man die Grenzen seines Outputs erkennt.

Dos and Don’ts für die Arbeit in der PR-Agentur

1. SEO
Do: Nutzen Sie die KI für Keyword-Recherchen, die Erstellung von guten SEO-Titeln und Meta-Tags und in besonderen Fällen für die Erstellung von Blogbeiträgen. So können SEO-Spezialisten und digitale Vermarkter ihr Angebot erweitern.
Don‘t: Verwenden Sie wortwörtlichen Text, der von ChatGPT erstellt wurde, für Ihren Content wie z.B. Blogartikel oder Produktauflistungen. Das wird nicht nur Ihr Google-Ranking verschlechtern (Googles automatisierte Ranking-Systeme bevorzugen „hilfreiche, zuverlässige, auf den Menschen ausgerichtete Inhalte“), sondern auch Ihre echten Leser enttäuschen.

2. Recherchieren
Do: Nutzen Sie die KI, um sich Hintergrundwissen und Kontext zu neuen Themenbereichen zu verschaffen, anstatt stundenlang zu googeln.
Don‘t: Verlassen Sie sich auf ChatGPT, um aktuelle Nachrichten zu erhalten. Die KI stützt sich auf Daten aus dem Jahr 2021 und früher und sollte also nicht für aktuelle Themen verwendet werden.

3. Anzeigentexte
Do: Verwenden Sie diese Daten, um Varianten von Anzeigentexten zu entwerfen, insbesondere für A/B- und multivariate Tests auf den Anzeigenplattformen von Google und Meta.
Don‘t: Spannen Sie die KI nicht für „originelle“ Marketingtexte vor den Agentur-Karren. KI-Plattformen verwenden bereits geschriebene und veröffentlichte Informationen, um „neue“ Texte zu erstellen. Die sind zwar syntaktisch und grammatikalisch korrekt, aber in der Regel nicht sonderlich ansprechend.

Unabhängig vom Anwendungsfall der künstlichen Intelligenz ist es unerlässlich, ein kritisches Auge auf die Ergebnisse zu haben, insbesondere wenn es sich um lange Texte handelt. Dies ist nicht nur wichtig, um die Qualität der Arbeit selbst zu gewährleisten, sondern auch wegen möglicher urheberrechtlicher Bedenken.

In einem Gespräch mit unserer Kollegin von ECCO Schweiz, Lara Hafner, weist Rechtsanwalt Philipp Kämpfer darauf hin, dass KI durch die Nutzung, Nachahmung und/oder Verbreitung von Werken über das Internet unwissentlich Urheberrechte verletzen kann.

Fazit – nicht nur für den Job in der PR-Agentur

Für Menschen, die stolz sind auf Kreativität und Originalität, ist die Arbeit mit KI wie sich mit dem Feind ins Bett zu legen. Aber für die, die über die Panikmache hinwegsehen können, bietet ChatGPT als neues Werkzeug durchaus Effizienzvorteile.